„LISA“: ESA-Mission zur Erforschung von Gravitationswellen
DESY unterstützt in Kooperation mit der Universität Hamburg die ESA-Weltraummission „LISA“ mit Entwicklung und Aufbau eines Phasenmetersimulators als Electronic Ground Support Equipment (EGSE) basierend auf dem MicroTCA.4 Standard.
Gravitationswellenforschung mit der „Laser Interferometer Space Antenna“
LISA, kurz für „Laser Interferometer Space Antenna“, ist eine Mission der europäischen Weltraumorganisation ESA mit Beiträgen der NASA zur Messung von Gravitationswellen. Im Gegensatz zu bereits existierenden bodengestützten Gravitationswellendetektoren wird LISA im Weltraum installiert. LISA besteht aus drei Satelliten, die der Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne in einer dreieckigen Anordnung mit etwa 2,5 Millionen Kilometern Abstand zueinander folgen. Wie bodengestützte Detektoren basiert LISA auf der sogenannten Laserinterferometrie. Dabei werden zwei Laserstrahlen überlagert, die zuvor verschiedene Laufwege zurückgelegt haben. Mit dieser Methode lassen sich Dehnungen und Stauchungen der Raum-Zeit, sogenannte Gravitationswellen, nachweisen. Sie entstehen bei großen astrophysikalischen Ereignissen wie der Verschmelzung von Neutronensternen oder von Schwarzen Löchern.
Die Messgenauigkeit hängt unter anderem von äußeren Einflüssen auf die sogenannten Testmassen im Detektor ab. Der Abstand zwischen den Testmassen wird durch Gravitationswellen in Schwingung versetzt und mit Laserinterferometern vermessen. Bei erd-gebundenen Detektoren lassen sich viele äußere Störquellen unterdrücken, allerdings nicht die Wirkung von seismischen Wellen auf die Testmassen. Das limitiert die Empfindlichkeit der Detektoren für niederfrequente, langwellige Gravitationswellen. Bei LISA sind die Testmassen innerhalb der Satelliten im freien Fall, weit weg von störenden Einflüssen. Das ermöglicht hochpräzise Messungen im Frequenzbereich zwischen 0,1 mHz und 1 Hz. Etwa in diesem Frequenzbereich liegen Gravitationswellen, die bei der Verschmelzung von supermassiven Schwarzen Löchern mit mehreren Millionen Sonnenmassen oder im frühen Universum entstanden sind.
Neue Erkenntnisse über den Ursprung und die Entwicklung des Universums gewinnen
Von der Gravitationswellendetektion mit LISA erhoffen sich Forschende weltweit neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den Ursprung und die Entwicklung des Universums. Mit Geldern von knapp 1,5 Millionen Euro vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sollen technologische Komponenten für die Bodenausrüstung von LISA entwickelt werden, also jene Instrumente, mit denen die Funktionsweise von LISA vorab auf der Erde erprobt wird. Dazu gehören neben einem elektronischen Auslesesystem, dem sogenannte Phasenmeter, das die Phase des Laserlichts misst, auch optische Komponenten, mit denen kurzfristig ultra-stabile Interferometer realisiert werden können, um Rauschquellen und optische Komponenten zu untersuchen.
MicroTCA.4 als Basis für die Entwicklung des Phasenmeters
Bei der Entwicklung des Phasenmeters unterstützt DESYs Maschine Strahlkontrollen-Gruppe als Unterauftragnehmer in dem DLR-finanzierten Forschungsprojekt. Die Entwicklung des Phasenmeters basiert auf dem MicroTCA.4 Standard, der unter anderem am DESY für die Steuerung von Beschleunigern entwickelt und eingesetzt wird. „MicroTCA stammt ursprünglich aus der Telekommunikationsbranche und wurde von DESY gemeinsam mit Industriepartnern speziell für Physikanwendungen modifiziert. Dadurch sind Präzisionsmessungen vieler analoger Signale bei gleichzeitig hoch leistungsfähiger Digitalverarbeitung in einem System möglich.“, erklärt Holger Schlarb, Leiter der Gruppe Maschine Strahlkontrollen bei DESY. „Diese Eigenschaften sind sowohl für die Steuerung von Beschleunigern als auch für einen erfolgreichen Aufbau der LISA Bodenausrüstung erforderlich.“
Weitere Infos zur LISA-Mission der ESA