Die DESY Start-up School
Die Start-up School ist ein Fortbildungsprogramm, wo Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als auch Ingenieurinnen und Ingenieure unternehmerische Fähigkeiten lernen.
Die Business-Plan ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Gründung eines Start-ups: Die Basis für Wachstum und Erfolg am Markt. Deshalb liegt genau hierauf der Schwerpunkt des Lehrplans. Bei jeder Unternehmensgründung müssen die besten Dienstleistungen und Produkte für zukünftige Kunden ermittelt werden. Die DESY Start-up School vermittelt Werkzeuge für die Planung der Geschäftsentwicklung, die Aufstellung eines Budgets, Marketingstrategien und die Beschaffung von Finanzmitteln für eine ganz besondere Art für Geschäftsgründungen – „Sciencepreneurs".
Warum die DESY Start-up School?
Die Großforschungsanlagen bei DESY bieten ein enormes Potenzial für Konzepte und Ideen, um wissenschaftliche Erkenntnisse in die Wirtschaft zu transferieren und so der Gesellschaft zugutekommen zu lassen. Das DESY-Ökosystem hält gezielt Inkubationsräume für Start-ups vor, die von der integrierten Nutzung aller technischen Möglichkeiten bei DESY profitieren möchten.
DESY entwickelt das 3D-Röntgenmikroskop PETRA IV, welches das Verständnis von biologischen, chemischen und physikalische Prozesse erheblich vertiefen wird. Die Teilnehmenden des 2023-Jahrgangs der DESY Start-up School werden Möglichkeiten für Geschäftsmodelle rund um PETRA IV in den Bereichen Gesundheit, Energie, Umwelt und Materialwissenschaften als auch neuen Methoden der KI und Datenvisualisierung unter die Lupe nehmen. Ein Workshopmodule in diesem Jahr wird daher auch Geschäftsmöglichkeiten rund um das Up-grade des DESY-Synchrotrons PETRA III zu PETRA IV vorsehen.
Die Start-up School wird von der Helmholtz-Gemeinschaft im Rahmen ihrer Unterstützung von Transferaktivitäten gefördert und ist daher für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos.
Vorteile einer Teilnahme:
- Ein viermonatiges Inkubationsprogramm, um Idee für Geschäftsmodelle auszuformulieren und den Bedarfen des Marktes anzupassen;
- Das Online-Programm ist international ausgerichtet und findet ausschließlich auf Englisch statt;
- Teilnahme an maßgeschneiderten Webinaren, die speziell für Teilnehmende mit wissenschaftlichem Background ausgerichtet sind;
- 1:1-Coaching-Termine mit erfolgreichen Gründerinnen und Gründern;
- Die Möglichkeit, sich einem europäischen Netzwerk von Gleichgesinnten anzuschließen, die Erkenntnisse und Methoden aus der Wissenschaft in die weitere Anwendung bringen wollen;
- Erkennen von Potenzialen, die das 3-D-Röntgenmikroskop PETRA IV als Startpunkt für Unternehmensgründungen bieten wird.
Für wen ist die Start-up School gedacht?
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ingenieurinnen und Ingenieure oder Studierende mit Erfahrung in fortgeschrittenen analytischen Verfahren
- Alle, die daran interessiert sind, ein „Sciencepreneur" zu werden, und Unterstützung suchen, um ihre Geschäftsidee bis zur Marktreife zu entwickeln
- Personen mit einem Hintergrund in Physik, Materialwissenschaften, Chemie, Biowissenschaften, Datenanalyse oder verwandten Forschungsbereichen, die die Kluft zwischen Wissenschaft und Wirtschaft überbrücken möchten
- Personen mit Ideen für industrielle Dienstleistungen, die auf fortgeschrittenen wissenschaftlichen Messmethoden basieren.
Weitere Informationen zur DESY START-UP SCHOOL
Bewerbung für "The Class of 2025"
Die Anmeldung für die nächste Start-up School beginnt im Frühling 2025. Für weitere Informationen, klicken Sie bitte hier.
Stimmen aus der Praxis:
Dr. Emely Bortel und Dr. Christian Seim bei der Datenanalyse und Visualisierung von synchrotronbasierten Messungen (Foto: Xploraytion GmbH).
Lesen Sie hier die Case Study zur Xploraytion GmbH (auf Englisch).
Finden-Forscher Antony Vamvakeros, PhD, arbeitet an der Beamline ID15 bei ESRF an der Entwicklung der nächsten Generation der Röntgenbildgebung (Foto: Finden Ltd, UK).
Lesen Sie hier die Case Stuy zu Finden Ltd (auf Englisch).
„Dank der Startup School haben wir einige Monate oder wahrscheinlich sogar Jahre an Erfahrung gespart“, so Ahmet Bahadir Yildiz, CEO und Mitgründer der Firma Scatterin. „Die Zeit war sehr intensiv und hat uns alle notwendige Kompetenzen vermittelt, von der Kundensuche und Kundenorientierung bis hin zu praktischen Dingen wie dem Cashflow – Dinge, über die man sich am Anfang oft nicht so viele Gedanken macht“, sagt er.
Zur Website von Scatterin
„Ich fühlte mich in die Zeit zurückversetzt, als wir unser Unternehmen vor fünf Jahren gegründet haben – die Teilnehmenden hatten die gleichen Fragen, die wir damals im Kopf hatten", sagt Bernhard Hesse, CEO der Xploraytion GmbH.
Zur Website der Xploraytion GmbH
„Ich wünschte, ich hätte zu Beginn meiner Karriere etwas Ähnliches besuchen können", sagt Anna Stenstam, Geschäftsführerin von CR Competence in Schweden.
Zur Website von CR Competence
Unterricht im Gründen
„Ich bekomme alles Notwendige an die Hand, um eine Gründungs-Idee zur Reife zu bringen“
Der studierte Laserphysiker Henrik Tünnermann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Laser-Gruppe bei DESY und hat an dem Durchlauf 2022 bei der Start-up School teilgenommen. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen.
Herr Tünnermann, Sie haben im vergangenen Sommer die Start-up School, die DESY anbietet, absolviert. Wie konkret sind Ihre Pläne, nun ein Start-up zu gründen?
Ich verfolge die Idee auf jeden Fall weiter. Allerdings möchte ich zunächst noch einige Zeit weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Lasertechnik bei DESY arbeiten, um die nötigen Kompetenzen auszubauen und dann die optimalen Voraussetzungen mitzubringen.
Was ist denn Ihre Gründungsidee?
Als ausgebildeter Laserphysiker kann ich komplexe Lasersysteme planen, installieren und warten – ich kenne mich also mit der Hardware im Bereich Laserforschung aus. Gleichzeitig programmiere ich für mein Leben gern – das mache ich schon seit ich 12 Jahre alt bin. Daher kann ich auch die passende Software für Lasersysteme entwickeln. Diese Kombination ist vergleichsweise selten. Mit diesem USP möchte ich meine Dienste als Service anbieten. Denn solche Allrounder sind an entsprechenden Großanlagen in Forschung und Industrie recht gefragt – zumal heutzutage dank Künstlicher Intelligenz immer mehr Prozesse automatisiert ablaufen. Der Anlagenbetreiber kann quasi eine Stelle einsparen, weil Techniker und Programmierer, um seine Anlage zu betreuen, in einer Person liegen. Zudem lassen sich dadurch viele Prozesse leichter umsetzen: Für eine nötige Modifikation eines Lasers kann ich das richtige Programm schreiben und es auch gleich selbst in der Praxis testen. Das spart Zeit.
Hatten Sie diese Idee schon vor der Start-up School oder dort entwickelt?
Die Grundidee bestand schon zuvor, deshalb habe ich mich ja beworben. Aber so richtig präzise ausformuliert und einen Businessplan entwickelt habe ich erst währenddessen. Das ist ja das Tolle an diesem Angebot: Dort bekomme ich gratis alles Notwendige an die Hand, um eine ungefähre Idee zur Reife zu bringen. Informationen, die ich sonst teuer bezahlen oder mir mühsam zusammensuchen müsste. Und das Mentoring kommt noch on top, wobei ich zu meinem Coach heute noch Kontakt habe und ihn um Rat fragen kann. Für die Bewerbung musste ich nur ein paar Formulare ausfüllen, meine aktuelle Tätigkeit beschreiben und erklären, warum ich ein geeigneter Kandidat für die Start-up School bin.
Wie läuft der Kurs ab?
Das Programm umfasst insgesamt rund 40 Stunden Intensivtraining – fünf Sessions à vier bis fünf Stunden, die von international renommierten Speakern abgehalten werden. Das sind zum Beispiel Wirtschaftsprofessoren von der Oxford-University, die sich mit Unternehmertum bestens auskennen, Marketing- und Finanzfachleute. Dazu kommen noch zwei individuelle Coachings durch CEOs von erfolgreichen Start-ups, die durch ihre Erfahrung aus der Praxis genau wissen, worauf es ankommt. Man lernt, einen Businessplan auszuarbeiten, Mitarbeitende zu rekrutieren, mit Geschäftszahlen umzugehen, den Markt zu lesen. Und am Ende machen die Teilnehmenden dann einen simulierten Pitch und präsentieren ihre Geschäftsidee. In einem Kurs nehmen maximal 15 Leute teil – dadurch ist er sehr interaktiv und intensiv betreut. Man erhält viel theoretischen Input und lernt, wie man ihn in die Praxis umsetzen kann. Eine runde Sache.
Die Start-up School fand ausschließlich Online statt. War das ein Nachteil?
Ich sehe da in Webinaren eigentlich keine Nachteile. Im Gegenteil: Der Aufwand ist viel geringer als bei einer Präsenzveranstaltung. Denn es nehmen ja Forschende aus ganz Europa teil, die dann nicht extra anreisen müssen. Auch den Speakern fällt die Teilnahme auf diese Weise sicherlich leichter.
Besteht ein Risiko, seine Geschäftsidee in einem solchen Kreis preiszugeben? Könnte sie einem womöglich geklaut werden?
Es wird immer wieder darauf hingewiesen und sehr viel Wert auf die Verschwiegenheitspflicht gelegt. Aber ich sehe da gar kein so großes Problem – bei einer reinen Dienstleistungsidee wie meiner umso weniger als bei einer, die zum Beispiel auf einem neuen Gerät basiert und des Patentschutzes bedarf. Ich glaube, dass das Entscheidende am Ende ohnehin weniger die Idee, sondern vor allem die Umsetzung ist, das Engagement, mit dem man sie gegen Widerstände durchsetzt und verfolgt. Das wird einem auch bei dem Programm vermittelt. Und dabei unterstützt das DESY Start-up Office seine und andere Forschende durch diverse Beratungsangebote. Ich glaube, die DESY-Infrastruktur für Wissenstransfer und Ausgründungen ist sehr gut. Sie spiegelt den politischen Willen wider, Innovationen möglichst zielgerichtet in die Gesellschaft zu bringen und damit die sogenannten Ripple-Effekte auszulösen: Neue Lösungen sollen sich möglich effektiv verbreiten und positive Wirkung entfalten.
Zeynep Isil Isik Dursun
Zeynep beantwortet alle Fragen rund um die Start-up School.